Hintergrund: Die sozialtherapeutische Arbeit im Rahmen der forensischen Psychiatrie (Forensik) ist ein primäres Handlungsfeld der Klinischen Sozialarbeit. Die Interaktion zwischen den beteiligten AkteurInnen wird maßgeblich durch internalisierte Normalitätsvorstellungen (Menschenbilder) beeinflusst.
Ziel der Arbeit: Die vorliegende qualitative Forschungsarbeit untersucht u.a. wie Menschenbilder interdisziplinär unter Berücksichtigung des ökosystemischen Ansatzes nach Bronfenbrenner (1981) (hier i.S.v. Diskursökologie) sowie des Machtaspekts in Diskursen konstruiert und enkodiert werden. Es werden Implikationen für die Klinische Sozialarbeit als Handlungswissenschaft abgeleitet und eine Diskurstheorie entwickelt.
Methoden: Datenerhebung und –auswertung erfolgen mit teilweise miteinander kombinierten inhaltsanalytischen und theoriegenerierenden Verfahren, die mit einem linguistischen Ansatz verknüpft werden. Die Datenbasis besteht aus ausgewählten wissenschaftlichen Fachbeiträgen mit Bezug zur Forensik für die Zeitspanne von 2006 bis 2016.
Zentrale Ergebnisse und Diskussion: Menschenbilder über AdressatInnen der Forensik verbergen sich hinter Dispositiven wie Soziale Exklusion, Macht- und Interessensaspekte sowie bedeutungsmächtigen (dialektischen) Symbolen, die eng miteinander verzahnt sind. Die Ergebnisse zeigen nur wenige Überlappungen bezüglich eines gemeinsamen Menschenbildverständnisses. Dies lässt Rückschlüsse auf eine noch in den Anfängen stehende interdisziplinäre Entwicklung zu. Es ergeben sich v.a. Implikationen für die Zeit nach der bedingten Entlassung aus dem Maßnahmen- bzw. Maßregelvollzug. Der Verwendung einer diskriminierungsfreien Sprache, der Verbreitung von handlungsleitenden Maximen sowie Arbeitsweisen der Klinischen Sozialarbeit in der multidisziplinären Zusammenarbeit und im Fachdiskurs, ferner der transdisziplinären (Selbst )Reflexion im Rahmen der Sozialen Diagnostik wird hohe Bedeutung beigemessen.