Einige Studien zeigen, dass Geschwister von Menschen mit psychischen Erkrankungen einer hohen psychosozialen Belastung ausgesetzt sind. Dennoch wird diese Gruppe sowohl im familiären als auch im professionellen Kontext und in der Forschung oft übersehen. Diese Masterarbeit beleuchtet daher die Erfahrungen, Bedürfnisse und Bedarfe von Geschwistern von Menschen mit psychischer Erkrankung im Kindes-, Jugend- und jungen Erwachsenenalter.

Im ersten Teil der Arbeit werden relevante theoretische Hintergründe unter biopsychosozialer Perspektive erläutert und die Rolle der Klinischen Sozialarbeit diskutiert. Im zweiten Teil werden die Ergebnisse von acht retrospektiven, halbstrukturierten Interviews mit betroffenen Geschwistern zwischen 23 und 33 Jahren vorgestellt. Die Befragten berichten von erheblichen psychosozialen Belastungen, denen nur unzureichend präventiv begegnet wurde. Familiäre Bedingungen können das Belastungserleben wesentlich verstärken oder mindern, wes-halb psychosozialen Ressourcen eine besondere Bedeutung zukommt. Bedürfnisse und Bedarfe der Mitgeschwister lassen sich unter der Forderung, gehört und gesehen werden zu wollen, zusammenfassen, wozu die Klinische Sozialarbeit einen bedeutenden Beitrag leisten kann. Die Masterarbeit trägt zur Schließung einer Forschungslücke in Deutschland bei und ergänzt bestehende Studien um wichtige Erkenntnisse.